Weiter gen Norden
- OrkUrgush .
- 18. Juni 2022
- 3 Min. Lesezeit
OK, Disney, den Trick habe ich durchschaut. Ihr habt also in Schweden einen frei durchfahrbaren Themenpark errichtet. Aber dazu später. Erst mal die bislang beste Nachricht. Ich habe so gut wie seit Jahren nicht mehr geschlafen. Standardspruch von mir ist immer: "Auf meiner Bucket List steht noch genau ein Punkt und das ist acht Stunden durchschlafen und dann erholt aufwachen." Das gestern kam der Sache schon ziemlich nahe. Kein Alkohol, kein Atosil, einfach nur lange mit Poldi gelaufen und dann quasi im Freien bei offenen Türen hingelegt. Und trotzdem, zwei Nächte an einem Ort sind genug, der Dokker muss wieder auf die Straße. Zum Abschied darf man sich aber noch etwas gönnen.

Als nächstes Reiseziel habe ich mir den Vättern ausgesucht, mit fast 1.900km² Schwedens zweitgrößter See. Der Name ist dem einen oder anderen bestimmt geläufig, er war Pate für eine Badezimmermöbelreihe bei IKEA. Der längste Teil der Strecke ging über die Autobahn, die genau so langweilig, nur halt entspannter, wie in Deutschland ist. Aber zu Beginn ging es durch die Pampa auf einer 70km/h Landstraße. Und da sind wir wieder beim Themenpark. Kleine Gehöfte aus rotem Holz wie bei Emil i Lönneberga, endlose Birkenhaine mit bunten Lupinenfeldern (@spiegelstern: Möge Dein Avatar auf ewig im Morgengrauen durch diese wandeln), graue Kühe in farblich abgestimmten Basaltsteineinfriedungen. Einfach Bilderbuch.

Gewundert habe ich mich zunächst, warum mein google-Navi alle 5km anfing zu piepsen, bis ich bemerkte, dass hier die Warnung vor Blitzern sehr gut funktioniert. Und eine wunderbare Überraschung war die Anfahrt einer Autobahnraststätte, die sich als Fischräucherei entpuppte, an der gerade die komplette Motorradpolizei Südschwedens Mittag machte.

Kurz vor Ankunft habe ich mit Gränna noch das schwedische Rimini entdeckt. Ist ja schön, dass es hier Pizza gibt, aber muss das wirklich auf schreiend bunten und riesigen Plakaten verkündet werden? Der Campingplatz bekommt zwei Punkte Abzug, weil es kein WLAN gibt und Bezahlung nur in bar möglich war. Bargeld in Schweden??? Aber der See... bei den Ausmaßen hat man den Eindruck, der Blick geht aufs Meer.

Ansonsten können die wirklich spannenden Geschichten einfach nicht in Bildern eingefangen werden. Am Ufer fragte mich ein Schwede, ob es mich stören würde, wenn er mit einer Drone filmen würde. Eine, die ihn automatisch beim Wakeboarden verfolgt. Er hat mir dann noch so coole Videos von ihm beim Kitesurfen in Irland gezeigt und demonstriert, wie die Software on the fly einen Video zusammenschneidet. Ich will auch so eine Drone. Aber was gäbe es, bei dem sie mich verfolgen könnte?

Mittlerweile war auch ein Stop beim Coop drin. Endlich Köttbullar aus der Dose, der eigentliche Grund für meine Reise. Ich werde jenseits des Eigenbedarfs das Auto bei der Rückreise vollladen. Und ja, auf dem noblen Campingplatz habe ich mir einen guten Kaffee für 200kr geleistet. Aber ganz ehrlich. Was schmeckt besser, als ein löslicher Kaffee vom Gaskocher, wenn morgens nach dem Schwimmen (pisswarm sagte der Schwede, naja) die Badehose und der Hund trocknen.
Ein paar Erkenntnisse und Statistiken:
Der/die SchwedIn kümmert sich bei Ankunft auf dem Campingplatz als erstes um Blumen und geht welche pflücken oder stellt eine mitgebrachte Geranie nach draußen.
Anzahl bislang gelesene Bücher: 2
Schweden ist musikalisch in den deutschen 80ern hängengeblieben. Ich habe seit langem nicht mehr so viel Sandra und Alphaville gehört, sei es im Radio oder in Sanitärbereichen.
Gefahrene Kilometer: 890
Aktueller Road Song: Wasteland von The Mission ("Faithful wind blows through this land / Howls my name, Hell is my fall")


















































Großartig! So tolle Gegend. Jönköping und Karlstadt durfte ich auch schon kennenlernen. Weiter so eine tolle Zeit! 😃
Wie sich das liest, werden wir die Pension für Lakshmi bis Herbst 2024 verlängern müssen 😂 Freu' mich sehr für Dich!